Von «nicht genügend guten» Eltern. Über den Umgang von Eltern mit einer staatlichen Kindesschutzmassnahme
In der Praxis des Kindesschutzsystems wird seit dessen Entstehung versucht, das Wohl des Kindes, basierend auf den jeweiligen leitgesellschaftlichen Vorstellungen von «guter Kindheit» und «guter Elternschaft», zu schützen. Diese Schutzbemühungen beinhalten jedoch alle ein Dilemma zwischen Hilfe und Kontrolle, welches durch eine Professionalisierung der Sozialen Arbeit und einer intensiven theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit Theorien aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Rechtswissenschaften zu reduzieren versucht wird.
Über Einblicke in Lebensführungsmodelle, Sinnkonstruktionen und Deutungszuschreibungen von Eltern mit einer staatlichen Kindesschutzmassnahme trägt diese kulturanthropologische Studie zu einer Differenzierung von Perspektiven auf das Thema Kindeswohl bzw. Kindesschutz bei. Zudem verleiht sie Betroffenen in dem von Fachpersonen dominierten Diskurs eine Stimme.
Ein weiteres Ziel des Dissertationsprojektes besteht darin, eine nationale Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem „Diversity – Management“ von Familie anzuregen und theoretische und praktische Veränderungen im Bereich Kindesschutz mitzugestalten.
Methoden
Qualitative Interviews:
Die Studie basiert auf 11 teilstrukturierten, narrativen Interviews von je 2-6 Stunden Dauer. Durch eine inhaltsanalytische und integrativ – texthermeneutische Analysemethode werden Umgangsmuster, Sinnzuschreibungen und Deutungskonstruktionen von Eltern mit einer staatlichen Kindesschutzmassnahme erarbeitet.
Die Interviews werden gemäss den Standards qualitativer Sozialforschung durchgeführt und ausgewertet.
Bei der Dissertationsstudie handelt sich um ein individuelles Forschungsprojekt am Seminar für Kulturwissenschaft und Europäischer Ethnologie unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard Wolff und Prof. Dr. Walter Leimgruber.
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