14 Dez 2023
18:15  - 19:45

Universität Basel, Kollegienhaus, Petersplatz 1, Hörsaal 118 // Zoom

Veranstalter:
Prof. Dr. Walter Leimgruber, Universität Basel und Fachhochschule Bern

Vortragsreihe / Ringvorlesung

Bauen, Wohnen und Leben in der Schweiz heute

Podiumsdiskussion mit Impulsreferaten im Rahmen der interdisziplinären Ringvorlesung "Mensch & Haus. Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der Schweiz". Diese Veranstaltung ist öffentlich und frei zugänglich. Wir freuen uns, Sie begrüssen zu dürfen!

Plakat Ringvorlesung

Walter Leimgruber, Prof. Dr., leitet das Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Universität Basel. Seine Forschungsgebiete umfassen Kulturtheorie und -politik, Migration und Transkulturalität, visuelle und materielle Kultur. Zurzeit leitet er Forschungsprojekte zur Digitalisierung von Fotoarchiven und zur Geschichte der ländlichen Wohn- und Arbeitskultur in der Schweiz.

Wie die Schweiz flachgelegt wurde. Vom Scheitern der Raumplanung

Schaut man sich nicht nur das einzelne Haus und seine Menschen an, erkennt man den dramatischen Wandel der Schweiz in den letzten Jahrzehnten. Das Land ist über weite Strecken, insbesondere im Mittelland, überbaut, zersiedelt, zerhäuselt worden. Die Raumplanung hat es nicht geschafft, sinnvolle Einheiten zu schaffen, die bebauten und die unbebauten Zonen klar zu trennen und genügend freien Raum zu lassen. Warum ist das so? Ist es die Folge einer antiurbanen Haltung, die konzentriertes, städtisches Bauen verunmöglicht? Oder die Folge des föderalistischen Systems, welches dazu führt, dass alle Gemeinden alles wollen und keine übergeordnete Planung stattfindet? Was bedeutet das für den Raum Schweiz und die Menschen, die in ihm wohnen?

Benno Furrer, Dr., studierte Geographie an der Universität Zürich und promovierte 1989. Er bearbeitete die Bände Uri und Schwyz-Zug der Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz» und unterrichtete an den Universitäten Basel und Zürich. Von 1989–2019 war er wissenschaftlicher Leiter der Schweizerischen Bauernhausforschung. Seit 2020 ist er freiberuflich tätig. Er war Mitglied verschiedener Denkmalpflegekommissionen.

Kleine Kinder sind ein Risiko – ältere ein «positiver Produktionsfaktor»! Nützlichkeitsdenken im landwirtschaftlichen Bauen nach 1945

Die Einfuhr von billigem Getreide nach Mitte des 19. Jahrhunderts setzt die Schweizer Landwirtschaft unter Druck. Zahlreiche Betriebe im Mittelland gehen Konkurs. Durch Entsumpfung von Mooren, Güterzusammenlegungen und Subventionen sucht der Bund Gegensteuer zu geben. Erste Aussiedlerhöfe entstehen. Experten prüfen die Leistungsfähigkeit und die familiäre Situation. Kleine Kinder werden dabei als Risikofaktor betrachtet. Nach 1945 beschleunigt sich der Modernisierungsschub bei zunehmender Mechanisierung. Regional entstehen standardisierte Meliorationshöfe. Ab den 1960er Jahren kommen mit der Tierschutzgesetzgebung, der Raumplanung sowie der Globalisierung einschneidende Elemente hinzu. Nutzfläche produzierender Höfe, Grösse von Stallungen oder Maschinenhallen nehmen zu. Traditionelle ländlichen Wohn- und Wirtschaftsbauten zerfallen, werden aus- und umgebaut. Andere wandeln sich in trendige Reithöfe oder Biobetriebe mit Sonderkulturen.

Nicola Hilti, Prof. Dr., ist Soziologin und arbeitet seit 2015 als Forscherin und Dozentin am Institut für Soziale Arbeit und Räume am Departement Soziale Arbeit der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind Wohnen im Wandel und neue Wohnformen, Nachbarschaften und Nachbarschaftsarbeit sowie (Sozial-)Raumentwicklung. Zuvor war sie rund zehn Jahre an der interdisziplinären Wohnforschungsstelle ETH Wohnforum – ETH CASE am Departement Architektur der ETH Zürich tätig.

Bedrohtes Wohnen in der Schweiz – Erkundungen im Spannungsfeld von Verdichtung und Verdrängung 

Vor rund zehn Jahren hat sich die Schweiz das Ziel gesetzt, die Raumentwicklung mittels baulicher Verdichtung nachhaltig zu gestalten. Inzwischen zeigt sich: Das rege Bauen zeitigt soziale Folgen, insbesondere in den Städten mit angespannten Wohnungsmärkten. Immer mehr Menschen verlieren ihre Wohnung, weil Häuser oder ganze Siedlungen totalsaniert oder abgerissen und neugebaut werden. Wie erleben die betroffenen Mieterinnen und Mieter ihren Wohnungsverlust? Dem Impulsreferat liegt das SNF-Forschungsprojekt «‹Entmietet› und verdrängt werden – eine qualitative Studie zum Umgang mit Wohnungskündigungen im Zuge von baulichen Aufwertungen und Verdichtungen» zugrunde.

 

Die Vorlesung findet jeweils am Donnerstag, 18.15–20.00 Uhr, an der Universität Basel im Kollegienhaus im Hörsaal 118 statt. Die Veranstaltung wird auch als Livestream übertragen. Wer einen Zugang benötigt, meldet sich bitte bei: anina.branger@unibas.ch.


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