02 Mai 2019
18:15  - 20:00

Universität Basel, Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, Rheinsprung 9/11, Seminarraum 207

Veranstalter:
Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, PD Dr. Ina Dietzsch

Öffentliche Veranstaltung

Moritz Maurer, MSc: Das (Post-)Wachstum alternativer Landwirtschaft. Partizipative Organisationskultur zwischen Feldfrüchten, Kapital und Digitalisierung

Seitdem in den 1980er Jahren Landwirtschaft als einer der Hauptverursacher schädlicher menschlicher Umwelteinwirkungen identifiziert wurde, experimentieren zivilgesellschaftliche Gruppen in ‚Alternative Food Networks‘(AFNs) damit, landwirtschaftliche Produktion mit Hilfe demokratischer Organisationsmodelle nachhaltiger zu gestalten. Diese Strategie hat einen historischen Vorgänger, den die Forschungsliteratur zu den AFNs wenig beachtet. Im 19. und frühen 20 Jhdt. erlebte die landwirtschaftliche Genossenschaftsbewegung eine stürmische Geschichte, aus der Unternehmen hervorgingen, die noch heute den Agrarmarkt prägen. Meine Promotionsarbeit untersucht Praktiken, mit denen AFNs die Neugründung von Gruppen anregen und vergleicht sie mit denjenigen in der historischen landwirtschaftlichen Genossenschaftsbewegung. Die in der deutschsprachigen Schweiz durchgeführten Interviews und teilnehmende Beobachtungen in AFNs, sowie die Erhebung von webbasierten Netzwerkdaten und von Archivmaterial eines Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften zeigen, dass eigens dafür entwickelte Verbände die Gründung von neuen Gruppen sowohl in den AFNs als auch in der landwirtschaftlichen Genossenschaftsbewegung unterstützen. Darüber hinaus fördern diese Verbände die Entwicklung der Gruppen zu formalen Organisationen. Allerdings verlief die Ausbreitung und Formalisierung neuer Gruppen in der Genossenschaftsbewegung rasanter, weil deren Verbände den Genossenschaften produktivitätssteigernde Betriebsmittel zur Verfügung stellen konnten.
In meinem Vortrag im Kolloquium der Basler Kulturanthropologie werde ich vor allem auf die mittels teilnehmender Beobachtung und Interviews gewonnen Daten eingehen. Erstens stelle ich methodische Tücken in der Erforschung semiformaler Organisationen vor. Zweitens präsentiere ich einige Forschungsergebnisse. Drittens diskutiere ich, was die Forschungsergebnisse über Kultur und Digitalisierung in der alternativen Schweizer Landwirtschaftsszene aussagen.
Die Forschungsarbeit ist Teil des vom SNF geförderten Projekts «Transformative Gemeinschaften als innovative Lebensformen?»


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