Raum: Stadt, Land, Agglomeration

Hausfassade Kiew

Der Schwerpunkt befasst sich mit kulturwissenschaftlichen Perspektiven auf Raum. Raum wird in der Kulturanthropologie nicht als Behälter betrachtet, der beliebig gefüllt wird. Vielmehr stellt er ein sich ständig neu arrangierendes Nebeneinander von menschlichen Praktiken, Materialitäten, Stimmungen und historisch gewachsenen Bedeutungen dar. Eine Stadt muss stetig hergestellt, erfahrbar und besuchbar gemacht werden. Ohne die Rede über sie, ohne Infrastrukturen und menschliches Verhalten wären Städte weder existent noch zugänglich.  

Der städtische Alltag ist geprägt von Mobilität: zum einen in Bezug auf innerstädtische Bewegungen, Verkehrs- und Infrastrukturen, zum anderen, weil Städte durch Zu- und Abwanderung entstehen, wachsen oder schrumpfen. Dabei wird das Verhältnis von Stadt zu Region, Agglomerationen und Ländlichem immer wieder neu verhandelt. Städte sind zudem durch die Erfahrung von Diversität geprägt. Damit werden sie immer wieder zu Austragungsorten von Konflikten und widersprüchlichen Machtansprüchen, Verdrängungs-, Aneignungs- und Selbstermächtigungspraktiken durch Gruppen, Institutionen und Einzelpersonen. 
Die kulturanthropologische Stadtforschung interessiert sich für die vielschichtige Herstellung von Stadt sowie für die damit entstehenden Alltagswirklichkeiten, individuell erlebten Urbanitäten sowie Imaginationen und Utopien des städtischen Lebens. Die einzelnen Forschungsprojekte und Lehrangebote des Schwerpunktes fragen nach den spezifischen historischen und gesellschaftlichen Situationen, in denen diese Prozesse stattfinden. 

Verantwortliche Ansprechpartner: Jonas Aebi, Claudia Wilopo

Weitere Beteiligte: Christina Besmer, Theres Inauen, Sanna Frischknecht, Jakob Geuder, Ina Dietzsch, Angela Bhend, Michel Massmünster, Jonas Aebi, Claudia Wilopo, Simone Tappert

Forschungsprojekte

Zukunft Klybeck

Zukunft Klybeck

Kooperation mit der HGK der FHNW (Michael Renner, Professur für Visuelle Kommunikation)

Wissenschaftliche Projektleitung: Ina Dietzsch

Mitarbeiterinnen: Susanne Käser, Silvia Balzan, Aylin Yildirim Tschoepe  

Dieses Projekt agiert im Rahmen eines Netzwerkes aus Architektur, Bilddesign, Stadt- und Designanthropologie. Im Zusammenhang mit Stadtentwicklungsprozessen in Basel wird der Frage nachgegangen, wie sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen Veränderungen in Bezug auf Kulturtechniken ergeben und welche neuen Spielräume für Kommunikationspraxis sich dabei eröffnen. Die designanthropologische Perspektive des Projektes fokussiert vor allem auf die Offenheit und partielle Unbestimmtheit von Visualisierungen, die dazu auffordern Bedeutungen zu interpretieren und zu verhandeln. Im Vordergrund steht die Praxis, in der Bilder entstehen und eine Bedeutung bekommen. Visualisierungen unterschiedlichster Art werden dabei als Aushandlungsraum – Sehen, Produzieren, Deuten, Verändern als komplexe intersubjektive Vorgänge sowie als variable und hochselektive Weisen der Welterschliessung verstanden.

Dissertationen

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Christina Besmer, MA und PD Ina Dietzsch

„Medienwelten und Alltagsurbanität“ beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Medienpraxen und alltäglichem städtischen Leben. Wir gehen davon aus, dass städtischer Alltag von den verschiedensten Medientechnologien durchdrungen ist und Medien die Art, wie Stadt gedacht, gemacht und gelebt wird, beeinflussen. 
Städte entstehen durch Zuwanderung – sei es vom Land oder über nationale Grenzen hinweg, und der städtische Alltag ist geprägt von Mobilität – sei es durch Pendelbewegungen in die und aus der Stadt, innerstädtische Mobilität oder das Zusammentreffen von sesshaften und mobilen Bewohner_innen. Besonders interessiert uns die damit verbundene Transkulturalisierung urbaner Räume: Infolge einer Intensivierung und Diversifizierung von Mobilitäten zeichnet sich städtischer Alltag heute mehr denn je durch eine Vielfalt transkultureller Zugehörigkeiten, Alltagspraxen und Medienwelten aus. Vor diesem Hintergrund erforschen wir, wie eine wachsende kulturelle Diversität der Quartierbevölkerung sowie eine Globalisierung medialer Angebote Stadtquartiere und deren Kommunikationsstrukturen verändern. 

Schlüsselbegriffe: Medialität, Migration, Urbanität, Raumforschung, Transkulturalisierung, Super-Diversität 

English version:
“Media Worlds and Everyday Urbanism“

The project “Media Worlds and Everyday Urbanism” investigates the interplay of media practices and urbanity. We assume that everyday urban life is permeated by various media technologies and that media influence the way urbanity is imagined, made and lived.
Cities result from immigration, be it from the countryside or across national borders. Also, the everyday urban life is shaped by mobility, be it by in and out commuting movement, inner-city mobility or the co-habitation of sedentary and mobile citizens. In regard to migration we are particularly interested in the related transculturalisation of urban spaces: Due to the intensification and diversification of mobility, everyday urban life today is more than ever characterised by a multitude of transcultural affiliations, everyday practices and media worlds. Against this background we examine how an increasing cultural diversity of the population as well as the globalization of media changes urban neighbourhood districts and their structures of communication.

Key words: Media anthropology, migration, urbanity, transculturalisation, super-diversity, spatial research

Laufzeit: 1.1.2013 – 31.5.2016

Finanzierung: SNF

Methoden: öffentliche Anthropologie, Medienethnografie, Wahrnehmungsspaziergänge, Medientagebücher, mental maps, qualitative Interviews

Vergangene Veranstaltungen:

  • „Mediale Grenzziehungen und Ermächtigungen im städtischen Raum. Ethnografische Medien- und Stadtforschung“: Projektwoche im Rahmen von „Schweizer Jugend forscht“ im HS 13.

Abgeschlossene Dissertationen

Claudia Wilopo, MSc Urban Studies

Duration : 1.9.2016 – 1.3.2021

Supervisor: Prof. Walter Leimgruber (Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, Universität Basel)

Co-Supervisor: Prof. Doris Wastl-Walter (Geographisches Institut, Universität Bern)

Abstract

Being irregularly present in the country is unlawful under Swiss law and therefore limits the possibilities for political, social, and economic participation in society. 

Nevertheless, irregular migrants - also referred to as undocumented, illegalised or sans-papiers - engage in practices of contestation that challenge their exclusion from society. These practices involve everyday visible strategies such as sit-ins, demonstrations and occupations, as well as hidden tactics of navigating the city to avoid imprisonment and deportation. Defining these practices as ‘acts of citizenship’ opens up possibilities of a more dynamic and inclusive approach to the idea of citizenship that is not limited to national membership, but can be deployed at various sites and scales. 

Understanding the urban space as a site where struggles and processes of allocation and appropriation of rights and citizenship take place, this research analyses how ’acts of citizenship‘ challenge irregular migrants‘ legal statuses and how these acts can be seen as their claim to a ‘right to have rights’ all while constituting themselves as political subjects. 

This empirical research is based go-alongs, cartography, interviews and participant observation in the city of Zurich. The objective of is to; firstly, gain more insight into the everyday lives and acts of citizenship of irregular migrants, secondly, to gain better understanding of theoretical approaches that connect urban space and migration, and thirdly, to show how irregular migrants practices of contestation allow for a new conceptualisation of urban citizenship. It seeks to develop an interdisciplinary ethnographic approach to studying their acts of citizenship, and to contribute to ongoing debates in the field of cultural anthropology, urban geography, sociology, and critical citizenship studies that challenge the ideas of the traditional notion of the nation-state, citizenship, citizenship rights, and irregular migrants as politically powerless.

Keywords: irregular migrants, urban space, practices of contestation, acts of citizenship, urban citizenship

lic. phil. Angela Bhend-Schaffner

Mit dem Dissertationsprojekt von Angela Bhend zu ›"Das Warenhaus in der Schweiz. Eine jüdische Kulturgeschichte 1890-1945"‹ soll ein weitgehend unbekanntes Stück Kulturgeschichte, die von einer jüdischen Minderheit massgeblich mitgeprägt und geschrieben wurde, und die sowohl Aspekte der Wirtschafts- und Migrationsgeschichte als auch der Sozial- und Architekturgeschichte vereint, thematisiert und aufgearbeitet werden.

Bereits 1882 wurde das Warenhaus vom französischen Schriftsteller Emile Zola als ›Palast‹, ›Tempel der Mode‹ und als ›Kathedrale des neuzeitlichen Handels‹ apostrophiert. Wie kaum etwas anderes symbolisieren diese sakral anmutenden Kaufhaus-Tempel die Folgen der Industrialisierung sowie der Urbanisierung und man kann sie zu Recht als Sinnbild der Moderne bezeichnen. Althergebrachte Handelsformen wurden revolutioniert, die Massenproduktion fand ihren Absatz und der Mensch als Konsument wurde geboren. Die bahnbrechende Idee, Waren aus aller Welt unter einem Dach zu vereinen, ging einher mit der Schaffung einer völlig neuen Gefühls- und Lebenswelt. Die Erfindung des Warenhauses war im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht nur Träger einer neuen Wirtschaftsidee sondern auch Träger einer umfassenden gesellschaftlichen Veränderung.

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert erhielt auch die Schweiz ihre ersten Warenhäuser. Fremde Namen wie Julius Brann, Mandowsky, Pilz oder Knopf sind in Vergessenheit geraten, aber auch bekanntere Warenhausnamen wie Loeb, Epa und Manor sind grösstenteils unerforscht geblieben. Doch fremd waren nicht nur die Namen sondern auch die Akteure, die in dieser Geschichte die Hauptrollen besetzten und der Schweiz zu erfolgreichen Warenhäusern verhalfen. Gemäss Erwin Dennenbergs Studie von 1937 sind rund fünfzig Prozent aller Warenhäuser in der Schweiz auf jüdische Gründer zurückzuführen. Bis heute hat aber kaum jemand die Geschichte jener Pioniere, die zumeist aus dem Elsass oder dem süddeutschen Raum stammten, genauer erforscht oder untersucht.

Projektleitung: Jacques Picard
Finanzierung: Other funds
Zeitraum: Beginn: 01. Januar 2014

 

 

 

NachbarNET

Christina Besmer, MA

Die Dissertation ist Teil des SNF-Projektes „Medienwelten und Alltagsurbanität“ und untersucht ausgehend von Kleinbasel verschiedene Formen des doing neighbourhood. Es geht der Frage nach, wie unterschiedliche städtische Akteur_innen Nachbarschaft und Quartier verstehen, praktizieren, herstellen und nutzen.

Die Dissertation geht von der Beobachtung aus, dass Vorstellungen von Quartier und Nachbarschaft – trotz wiederkehrender Diskurse über Globalisierung, Entterritorialisierung und Anonymisierung – nach wie vor wichtige Aspekte städtischen Lebens sind: Zum einen sind Nachbarschaft und Quartier relevant als individuelle Alltagserfahrungen von Stadtbewohnenden mit den „Menschen von Nebenan“ und in ihrer physischen Wohnumgebung. Zum anderen beziehen sich auch verschiedene kollektive städtische Akteur_innen in ihren Praxen auf Vorstellungen von Nachbarschaft und Quartier und (re)produzieren diese somit zugleich als sozialräumliche Kategorien. Als Beispiele zu nennen sind hier u.a. quartierbezogene Mitwirkungsverfahren, Vereine und Apps, die gezielt Nachbar_innen miteinander bekannt machen, oder Projekte, die neue nachbarschaftliche Wohnformen entwickeln. 

Hier setzt das Projekt an: Im Sinne eines doing neighbourhood versteht es Nachbarschaft und Quartier nicht als gegebene sozialräumliche Einheiten, sondern als „aktives Tun“ (Leimgruber 2011, S. 74), als veränderliche Praxen, die eingebettet sind in gesellschaftliche und räumliche Strukturen, die sie zugleich ständig mit erschaffen. Nachbarschaft und Quartier erweisen sich dabei als eng miteinander verflochtene Konzepte, die beide bestimmte Verhältnisse zwischen lokalem Raum und Sozialität beschreiben. Der Bedeutung und Verflechtung von Nachbarschaft und Quartier wird in dieser Arbeit empirisch nachgegangen: Im Sinne eines „follow the concept“ (angelehnt an Marcus 1995) werden die Praxen unterschiedlicher, vor allem kollektiver Akteur_innen ethnographiert, die sich in Basel (und zum Teil darüber hinaus) auf die Konzepte Nachbarschaft und Quartier beziehen und dadurch zugleich auch Nachbarschaft und Quartier, Nachbar_innen und Quartierbewohnende machen. Es werden teilnehmende Beobachtungen und teilnarrative Leitfadeninterviews durchgeführt sowie Dokumente gesammelt. Diese Materialien werden mit kodierenden Verfahren und Mapping-Techniken ausgewertet. Das Ziel der Arbeit ist nachzuvollziehen, wie, wozu und in welchen Kontexten urbane Akteur_innen Nachbarschaft und Quartier als urbane Sozialitäten und Nahräumlichkeiten (re)produzieren. Dabei interessiert insbesondere, inwiefern im Zuge von urbaner Super-Diversität, Mobilität und Mediatisierung neue Formen des doing neighbourhood entstehen. 

Die Arbeit will damit einen Beitrag zur kulturanthropologischen Stadtforschung und insbesondere zur Auseinandersetzung mit heutigen Bedeutungen und Praxen von Lokalität liefern. 

Schlüsselbegriffe: Nachbarschaft, Quartier, Stadt, Raum, Lokalität, Translokalität, Super-Diversität, Mediatisierung

Methoden: qualitative Interviews, (teilnehmende) Beobachtung

Laufzeit: 1.2.2013–31.1.2017
Finanzierung: SNF

Weitere Links:

Das Projekt auf der Forschungsdatenbank der Universität Basel

Das Projekt auf der Webseite des SNF

Das Projekt auf der Webseite des Promotionsprogramms «Transformationsprozesse in Europäischen Gesellschaften»

lic. phil. Mario A. Cavallaro

Betreuer 1: Prof. Dr. Jacques Picard

Betreuer 2: Prof. Dr. Klaus Schriewer

Um Hafenstädte ranken sich viele Mythen. So werden sie gerne als „Tore zur Welt“ oder als kosmopolitisch, aber auch als Zentren der Sünden oder als ein Teil Ausland im eigenen Land bezeichnet. Die dem Meer exponierte Lage und ihre Position zwischen dem terrestrischen und maritimen Raum trägt ebenso dazu bei, dass solche Erzählungen um Hafenstädte entstehen und sich weiterentwickeln. Dies spiegelt sich im kulturellen Verständnis und im Auftritt der jeweiligen Hafenstadt wider.
Es entsteht eine immerwährende Erzählung bzw. Verfassung des Mythos der Hafenstadt, die ihrer jeweiligen Zeit und den jeweiligen urbanen Bedürfnissen angepasst ist: die Mythographie.
Ganz in diesem Sinne präsentiert sich Genova mal als das Tor nach Europa, mal als das Tor zum Mittelmeer. Je nachdem, welcher Brand verfolgt wird, wird der eine oder andere Raum und die eine oder andere Geschichte betont. Ziel ist es die Mythographie dieser Hafenstadt im Rahmen einer Grossveranstaltung zu erfassen, um die diversen unsichtbaren Prozesse der gesellschaftlichen urbanen Mythenschreibung sichtbar zu machen. Dies erfordert eine Forschung, bei der verschiedene Kategorien intensiv aufeinander Bezug nehmen.
Mit Genova wurde eine Stadt für dieses Projekt gewählt, in welcher sich unterschiedliche Räume treffen und diese mit verschiedenen historischen Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Damit entsteht ein Konstrukt, welches in das Narrativ und somit in den jeweils aktuellen Mythos der Stadt hineinfliesst, wie dies beim City-Branding der Fall ist.
2015 wird in Milano die Expo stattfinden. Zu diesem Anlass wurde eine Stadtpartnerschaft mit Genova eingegangen. Dabei wird sich Genova – je nach Kontext – als das Tor zum Mittelmeer oder als der Hafen der Expo präsentieren. Um die kulturelle Lage der Hafenststadt einzurahmen, wird hier untersucht, wie die mediterrane Stadt am Beispiel dieses Anlasses auftritt und welche Diskurse dabei entstehen. Ein Anlass, der sich an ein „Weltpublikum“ richtet, und die Mythographisierung Genovas wohl erheblich beeinflusst.
Es darf nicht vernachlässigt werden, dass mit dem Schreiben eines urbanen Mythos klar ein Spiel von Identität und Alterität entsteht, das im Fall Genova gerade heute interessant ist. Die Stadt muss sich auf der einen Seite von anderen Städten wie Milano, Venezia oder auch La Valetta, das 2018 Kulturhauptstadt sein wird, unterscheiden. Gleichzeitig kann ein „Zusammengehörigkeitsgefühl“ entstehen, das sich in der Kategorie „Mediterran“ auszudrücken vermag.
Mittels ethnographischer Forschung wird so den heutigen Diskursen nachgegangen, welche um die mythographie-verdächtige Erzählung „Genova“ entstehen und sich in regionalen grenzübergreifenden Kontexten bewegen.

English: 

Genova 2015: Expo as a new Mythography?

There are a lot of myths existing about port cities. They often get described as “gates to the world” or as cosmopolitan, as well as centres of the South or a “part of foreign country” in one’s own country. Their sea-exposed location, as well as their position between the terrestrial and the maritime space also contributes to the emergence and development of such stories around port cities. This is mirrored in the cultural understanding and appearance of the particular port cities.
There is a narrative emerging, respectively a constitution of the port city’s myth which is assimilated to its particular time and urban necessities; the mythography. Especially this search for the produced mythography of the city requires research, where different categories are referring to each other significantly. The aim is to record Genova’s current mythography in the context of an event, in order to visualize the diverse invisible processes of the social and urban description of myths. Genova has been selected for this project because it is a city where different spaces join and relate to each other with different historical events.
Therewith a construct accrues, which flows into the narrative and thereby into the current myth of the city, as it is the case with city branding. In this respect Genova presents itself on the one hand as the gate to Europe, and on the other hand as the gate to the Mediterranean Sea. Depending on which brand is pursued, one or another space or story is emphasized.
In 2015 the Expo will take place in Milano. For this occasion, a city partnership with Genova has been struck up. In the course of this event, Genova will present itself – depending on the context – either as the gate to the Mediterranean Sea, or as the Expo’s port. To frame the cultural position of Genova, it will be examined how the Mediterranean city is going to appear at the exemplary occasion of the Expo, and which discourses will emerge out of it. An occasion which aims at a “world audience” and consequently will influence Genova’s mythography significantly.
With the record of an urban myth, an interplay of identity and alterity emerges, which in the case of Genova is very interesting, especially today. On the one hand, the city has to distinguish itself from other cities like Milan, Venezia or La Valetta, this latter to be the European Capital of Culture in 2018. On the other hand, a communal spirit can arise, which can express itself within the category “Mediterranean”. By means of ethnographic research, today’s discourses will be pursued. Discourses which develop around the narrative „Genova“ and which range over regional trans-border contexts.

Italiano: 

Genova 2015: L’Expo come nuova mitografia?

Attorno le città portuali esistono molti miti. Mentre da un lato queste città vengono definite come “porte verso il mondo” o come cosmopolite, dall’altro lato le si vede come luoghi d’incontro di peccati o come parte estranea del proprio paese.
La posizione esposta verso il mare tra lo spazio marittimo e terrestre contribuisce a far nascere e sviluppare i racconti sulle città portuali. Questi racconti vanno scoperti nella produzione narrativa dei testi e delle immagini, nelle strade e negli edifici ecc. della città: nasce così la mitografia di una città.
È il passare del tempo che “crea” i diversi miti delle città, i quali riescono a soddisfare le esigenze urbane locali e temporali. Proprio questa ricerca della costellazione culturale e della mitografia prodotta in una città, richiede il ricollegamento incisivo di diverse categorie.
Questo progetto vuole cogliere la mitografia della città di Genova nel contesto di un grande evento. Vengono così resi visibili diversi processi della grafia mitologica urbana, fino ad allora rimasti invisibili. Con Genova è stata scelta una città nella quale s’incontrano diversi spazi, collegati tra loro da diversi eventi storici. In questo modo si sviluppa una costruzione che entra nella narrazione e così nel mito contemporaneo della città. Tutto ciò per soddisfare le necessità urbane contemporanee, come è il caso del city-branding. In questo contesto la città di Genova alterna due immagini storico-culturali: “Genova la porta d’Europa” e “Genova la porta sul Mediterraneo”. Secondo il brand che Genova vuole attribuirsi viene utilizzato l’uno o l’altro spazio e l’una o l’altra storia. Nel 2015 la città di Milano ospiterà la nota rassegna mondiale Expo. La città di Genova, grazie ad una collaborazione con Milano, avrà l’occasione di presentarsi al pubblico come “la porta sul Mediterraneo”. Una manifestazione come Expo, orientata ad un pubblico mondiale, darà modo alla città di essere valorizzata e nello stesso tempo regalerà visibilità culturale. Si presume che tutto ciò possa influire sulla mitografia di Genova. Non va sottovalutato neanche il fatto, che nella creazione di un mito urbano si va a collocare anche un gioco d’identità e d’alterità. Proprio questo gioco corrisponde oggi all’interessante realtà di Genova. Da un lato Genova si deve distinguere tra città come Milano, Venezia o La Valletta (che nel 2018 sarà città della cultura), dall’altro potrebbe esprimersi nell’area del Mediterraneo un certo senso di solidarietà mediterranea. Certi discorsi contemporanei vengono conseguiti tramite ricerche etnografiche, le quali nascono attorno al racconto mitografico di Genova e si muovono in contesti regionali oltrepassando i confini.

Dr. Michel Massmünster

Die Dissertation wurde am 21. Mai 2015 unter dem Titel „Im Taumel der Nacht. Imaginationen, Rhythmen und ästhetische Erfahrungen beim greifbar Werden von Nacht in Basel“ eingereicht (summa cum laude).

Das Projekt „Die Ko-Produktion von Nacht und Stadt“  geht der Frage nach, wie Debatten, Wahrnehmungen und Aneignungen von Stadt, Nacht und Nachtschwärmenden in Basel gestaltet werden und inwieweit sie sich gegenseitig bedingen. Diesem Forschungsinteresse liegt das konstruktivistische Verständnis zugrunde, dass die Stadt nicht als fester geografischer Raum und die Nacht nicht als geschlossenes zeitliches Gefüge zu analysieren sind. Nacht und Stadt entstehen vielmehr erst über Bewegungen und Kommunikationen als Wirklichkeiten. In der postindustriellen Stadt nehmen Ansprüche an und Zugriffe auf urbane nächtliche Räume wie auch darin gemachte Erfahrungen neue Formen an. Dies wird in Debatten um Sicherheit, Ordnung und Stadtbilder, aber auch in neuen Veranstaltungsformen und Festpraktiken sowie in raumbezogenen staatlichen und nichtstaatlichen Interventionen deutlich und ausgehandelt. Nacht und Stadt zeigen sich hier in ihrer gegenseitigen Bedingtheit. Neue nächtliche Wirklichkeiten ereignen sich, die auch an Vorstellungen von langer historischer Dauer und bestehende Infrastrukturen anschließen können. 
Wie beeinflussen kollektive Erwartungen an einen Raum je nach Tageszeit das Verhalten und die bauliche Gestaltung der Räume? Und wie wirken diese wiederum auf Erwartungen und Selbstdeutungen der Akteur_innen zurück? Wie werden Räume der Nacht gestaltet, erfahren und imaginiert? Wie hängen Erwartungen an die Nacht mit Imaginationen einer Stadt zusammen? Kurz: Wie entstehen Nacht und Stadt in Basel durch die Zirkulation von Personen, Wissen, Stimmungen und Materialitäten?
Das Projekt wird im Rahmen einer cotutelle-de-thèse mit der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt. Von August 2013 bis Juli 2014 wird durch ein Stipendium für angehende Forschende des SNF ein Forschungsaufenthalt am Lehrstuhl von Prof. Dr. Johannes Moser am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der LMU München ermöglicht.

Schlüsselbegriffe: Nacht, Nachtleben, Stadt, urbane Infrastrukturen, Popkultur, ethnografisches Schreiben, Kulturanalyse, Atmosphären, Zeit, Stadtplanung, Raumnutzung, Party, Szenen, Nachtarbeit

Methoden: Kulturanalyse, teilnehmende Beobachtung, Internet- und Medienethnografie, qualitative Interviews, walk and talk